Das Schlimmste im Angriff sind sicherlich schlechte Pässe, aber gleich danach kommen die schlechten Würfe. Immer wieder verlieren schlechte Würfe Spiele und trotzdem sieht man sie unendlich oft.
Was ist ein schlechter Wurf? Alle Spieler glauben, es zu wissen, aber vermutlich wissen es die meisten nicht.
Sehen wir uns ein Beispiel an: warum wirfst Du nicht jedes Mal von der Mittellinie? Na klar, die Wahrscheinlichkeit zu treffen ist nicht besonders hoch, man geht besser näher heran und nimmt einen einfacheren Wurf, jeder weiß das! Und trotzdem endet die Einsicht bei den meisten Spielern kurz hinter der Mittellinie, denn aus irgendeinem merkwürdigen Grund halten sie alle möglichen Arten von Sky-Hooks, eingeflogenen Rittbergern, Sprungwürfen aus der Drehung im Zurückspringen und hastigen 6m-Würfen für “gute Würfe”…
Wenn der Coach dann fragt, “Warum hast Du diesen schnellen Dreier geworfen?” hört er immer wieder: “Das ist mein Schuss, den treffe ich.” Und wirklich, er trifft ihn: etwas häufiger als von der Mittellinie, aber wesentlich seltener als einen Korbleger rechts oder einen ruhigen Wurf aus 4 Metern.
Wenn nicht gerade die 24 Sekunden zu Ende gehen oder Du eine Minute vor Schluss drei Dreier brauchst um noch zu gewinnen, gibt es keinen Grund für schnelle, schlechte Würfe.
Nur Teams, die überhaupt kein Zutrauen in ihr Passspiel haben, sollten Hoffnungswürfe aus 7 Metern abfeuern, ansonsten ist es immer besser, die Verteidigung arbeiten zu lassen und zu versuchen, mit etwas mehr Bewegung und ein paar weiteren Pässen zu einem einfachen Korb zu kommen.
Viele Spieler sehen das nicht ein, aber die erfolgreichsten Mannschaften sind immer die, die solange passen, bis sie einen wirklich guten, hochprozentigen Wurf bekommen. Je länger der Angriff dauert, desto müder und unaufmerksamer wird die Verteidigung und desto besser werden Deine Wurf- und Reboundchancen. Wenn Du als Flügel schon nach dem ersten Pass wirfst, auch wenn Du ganz frei bist, ist die Verteidigung noch voll konzentriert, steht richtig und wird Dir kaum einen Offensivrebound erlauben. Solche Würfe sind für jede Verteidigung eine Wohltat: sie muss keinen Block bekämpfen, keinen schneidenden Spieler verteidigen, auf keine Täuschung reagieren, sie muss nur ausblocken. Du dagegen hast gerade noch verteidigt, bist nach vorne gesprintet und hast einen Puls von 180 – keine gute Voraussetzung für einen ruhigen Wurf. Nimm nie einen Wurf nach dem ersten Pass, es sei denn, es ist ein Korbleger oder ein Schnellangriff in Überzahl!
Das Problem der Spieler ist nicht, dass sie den Unterschied zwischen einem Sky-Hook und einem Korbleger nicht kennen, sondern dass sie den Unterschied zwischen einem 45%-Wurf und einem 60%-Wurf nicht begreifen. Der Unterschied ist gar nicht so groß, beide Würfe gehen relativ oft in den Korb, aber mit 60% Trefferquote gewinnt man Spiele, und mit 45% verliert man sie!
Was ist der Unterschied zwischen einem 45%-Wurf und einem 60%-Wurf? Nicht sehr viel: ein bisschen mehr Zeit, ein Schritt näher am Korb, ein bisschen mehr Ruhe und Sicherheit, ein bisschen mehr Gleichgewicht, nichts, woraus der Coach eine feste Regel machen könnte – ein bisschen mehr hier und ein bisschen mehr da, aber wenn man am Schluss ein Pünktchen besser ist als der Gegner, dann ist zwischen den Teams auch kein großer Unterschied – außer dass die einen gewonnen haben und die anderen verloren.
Mit freundlicher Genehmigung von bbcoach.de